Positionierung
Version: 6.83d
Positionierung oder englisch "positioning" betrifft in Dota vor allem die mehr oder weniger bewusst gewählte Position der eigenen Einheiten - insbesondere des eigenen Heldens - auf der Map allgemein und im Kampfgeschehen im engeren Sinne.
Obwohl sich die eigene Position in 95% der Spielzeit sehr einfach und frei beeinflussen lässt und damit insbesondere für Anfänger trivial erscheint, hat sie wohl den größten Einfluss auf das Spielgeschehen überhaupt. Eine "gute" oder "optimale Position", von der auch in zahlreichen Guides oft die Rede ist, von einer ungünstigen zu unterscheiden und sich dementsprechend jederzeit in eine möglichst gute Position zu begeben, ist essenziell für den Spielerfolg in Dota.
Position ändern
Die einfachste Möglichkeit, die Position zu ändern, ist der normale Bewegungsbefehl per Rechtsklick (bzw. "Q"+Linksklick). Nahezu zeitgleich mit dem Klick setzt sich die Figur in Bewegung und läuft zum gewünschten Ziel. Hier spielt eine eigentlich minimale Verzögerung (Delay) manchmal schon eine große Rolle, da in Netzwerkspielen bereits 100 Millisekunden (0,1 Sekunden) vergehen zwischen Befehl ("Klick") und Ausführung ("Einheit watschelt los").
Für Bewegungen über weitere Distanzen per Teleport eignen sich das Town Portal oder die Boots of Travel. Auch beim Wegteleportieren ist die eigene Position, an der man die Kanalisierung für die Teleportation beginnt, mit Bedacht zu wählen, da man bspw. von Gegnern gestunnt und die Teleportation somit unterbunden werden kann. Auch einige Helden verfügen über Teleport-ähnliche Fähigkeiten wie bspw. Io mit
Relocate.
Blitzschnell kurze Distanzen zurücklegen kann man mit einem Blink. Dieser kann mit dem links zu sehenden Item Dagger oder mit den Fähigkeiten einiger Helden bewerkstelligt werden. Sowohl offensiv als auch defensiv ist diese blitzartige Bewegung von großem Nutzen.
Es existieren darüber hinaus noch viele andere die Positionierung betreffende Fähigkeiten und Mechanismen, die aber hier zugunsten der Übersichtlichkeit nicht erwähnt werden sollen.
Automatische Bewegung & Angriffe
Für alle Spieler und insbesondere Anfänger ist die Mechanik des automatischen Angreifens (siehe auch Autoattack) aus Warcraft 3 relevant. Jede Einheit in Dota besitzt eine eigene "Reichweite zur Zielsuche" ("attack acquisition range"), innerhalb derer automatisch Gegner (nicht Neutrale) angegriffen werden. Diese ist nicht identisch mit der Sichtweite! Bei allen Nahkämpfern und einigen Fernkampf-Helden ist der Bereich, in dem die eigene Aggro ausgelöst wird, größer als die eigentliche Angriffsreichweite, was zur Folge hat, dass diese Helden zum Angriffsziel hinlaufen und damit ihre Position auch ohne Befehl des Spielers selbstständig verlassen. Sie kämpfen dann an dieser neuen Stelle so lange, bis keine Feindeinheit mehr in Reichweite ist oder diese eine gewisse (unbekannte) Zeit oder Distanz vor dem Helden weglaufen. Dann kehren sie zur ursprünglichen Position zurück. Es sollte klar sein, dass diese automatische Bewegung problematisch ist, denn sehr schnell befindet man sich bspw. in der gegnerischen Turmreichweite oder inmitten von Feinden, die auf einen einhacken.
Position halten
Damit der eigenen Held nicht "freidreht" und macht, was ihm die obengenannte Automatik befiehlt, hat man mehrere Optionen:
Man kann man durch ständiges Rechtsklicken auf die gewünschte Position ("Rechtsklick-Spam") dem Helden ständig neue Befehle geben, die die der Helden-KI überschreibt. Das funktioniert und ist definitiv geeignet, um die eigenen APM hochzutreiben. Sobald man dies unterlässt, weil man bspw. in der Base etwas kauft, im Levelmenü ist oder auf eine andere Lane schaut, macht der Held allerdings wieder sein ganz eigenes Ding. Stirbt er dabei, hört man dann: "Hey, ich war grad einkaufen!", oder ähnliches.
Ganz ähnlich kann man durch wiederholtes Drücken der Stopptaste automatische Aktionen unterbrechen. Dies ist auch geeignet, um schon angedeutete automatische Angriffe und sogar Zauberanimationen abzubrechen (fortgeschritten, siehe auch Animation Cancelling). Das ist im übrigen auch hilfreich beim Lasthitten. Allerdings stehen wir hier vor derselben Problematik wie bei der ersten Variante: Wir müssen ständig klicken und gegen die Automatik arbeiten.
Durch einmaliges Betätigen der "Position halten"-Schaltfläche (bzw. der H-Taste/einem eigenen Tastenkürzel) bleibt der eigene Held definitiv stehen. Nur Gegner, die vom Stand aus angreifbar sind, werden weiterhin automatisch angegriffen. Insbesondere für farmende Nahkämpfer ist dies sehr empfehlenswert, da man sich so besser auf das Erteilen des Lasthit-Befehls konzentrieren kann und ungewollte Bewegungen und Angriffe definitiv ausbleiben.
Die vierte Variante - Ein ausführlicher manueller Bewegungsbefehl auf eine Einheit oder ein Gebäude mit + Linksklick: Dadurch folgt der Held dem Ziel und bleibt bis zu dessen Lebensende in seiner Nähe, selbst wenn es ein Feind ist. Angriffe jeglicher Art werden ignoriert und haben keinen eigenen Angriff zur Folge. Dies ist bspw. nützlich, um Illusionen als Schutzschild bei Roshan zu nutzen, da sie sich sonst bei Angriffen auf diesen selbst zerstören. Auch einem konvertierten Alpha Wolf kann man auf diese Weise befehlen, einer anderen Einheit ausschließlich zu folgen, um seine Aura zu spenden.
Gute Position/schlechte Position
Nachdem wir nun wissen, wie wir unsere Position verändern oder festsetzen können, kommt nun der schwere Teil: zu lernen, was eine gute Position von einer schlechten unterscheidet. Selbst Sun Tzu hat sich darüber vor vielen Hundert Jahren schon Gedanken gemacht. Versuchen wir es mit einer Gegenüberstellung:
Allgemeine Faktoren für eine gute Position | Allgemeine Faktoren für eine schlechte Position |
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Die eigene Position:
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Die eigene Position:
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Diese Auflistung gilt zunächst erstmal allgemein. Richtig kompliziert wird es dann, wenn wir folgende Komponenten noch berücksichtigen müssen:
- eigene/verbündete Heldenfähigkeiten
- eigenes/verbündetes Inventar
- gegnerische Heldenfähigkeiten
- gegnerisches Inventar
- Spielsituation (Push, Def, anstehender Teamfight)
- Spielstadium (Early-/Mid-/Lategame)
Spätestens hier kann man dann auch keine pauschalen Tipps mehr geben, was eine "gute" Position ist, da es immer Ausnahmesituationen gibt, in denen sie dann doch schlecht ist.
Vermeintliche Weisheiten
Binsenweisheit 1: "Bleib immer schön bei deinen Creeps, die werden dich beschützen."
Einschätzung:
Dieser Tipp passt etwa gegen 50% der Helden, aber nicht gegen solche mit ausgeprägten AoE-Fähigkeiten und vor allem gegen einen .
Binsenweisheit 2:
"Bewege dich immer abseits deiner Creeps, dann bist du aus dem Schussfeld."
Einschätzung:
Vor den 40% der Helden, die auf AoE-Fähigkeiten setzen, bist du nun sicher. Aber mindestens 10 Helden in Dota freuen sich umso mehr, wenn du isoliert bist. Darf ich bspw. vorstellen:
Binsenweisheit 3:
"Wenn du an der Klippe zum Fluss stehen bleibst, bist du erstmal sicher."
Einschätzung:
Oftmals ja, aber denken wir mal an den lieben alten . Ein Klick - und schon gehen wir im wahrsten Sinne des Wortes baden und haben zudem die Klippen im Rücken.
Binsenweisheit 4:
"Stell dich genau hier hin. Ja, dorthin. Und jetzt bleib dort stehen. Jetzt stehst du perfekt."
Einschätzung:
Zunächst einmal: "Panta rhei." - Alles fließt. Und so schnell, wie sich die Situation in Dota mit jeder Sekunde ändert, so schnell ist auch die perfekt geglaubte Position wieder hinfällig. Außerdem, nur ganz beiläufig: von
!